"Kommt's auf d' Schmelz" am 9. Oktober 2010

Diemal war das Schutzhaus "Zukunft auf der Schmelz" bis auf den einige wenige Plätze ausverkauft. Mehr als vier Stunden hindurch folgte das Publikum begeistert den vielen Wienerlied-InterpretInnen, die Hedy Slunecko-Kaderka zu ihrer alljährlichen Veranstaltung im Gedenken an ihren Vater, Josef "Pepi" Kaderka eingeladen hatte.

 

Wie schnell doch ein Jahr vergeht! Wie jedes Jahr im Herbst, so auch heuer, lud Hedy Slunecko-Kaderka wieder zu ihrer großen Wienerlied-Veranstaltung ins Schutzhaus "Zukunft auf der Schmelz" im 15. Bezirk.

Der Saal war bis auf einige, wenige Plätze voll besetzt und das Publikum zeigte sich von dem abwechslungsreichen Programm begeistert. Zum Auftakt spielte wieder das Schrammel-Duo Rudi Koschelu und Herbert Bäuml einen flotten Marsch. Gerhard "die Stimme Wien" Heger begrüßte Gäste und Künstler und ließ dazu gleich seine Stimme mit dem Wienerischen "Wann mir guat aufg'legt san" (Fritz Wolferl) und "Die höchste Zauberei" (Robert Karatky) musikalisch erklingen. Die Besonderheit dieses Abends war, daß sich diesmal das Duo Koschelu-Bäuml, das Duo Helmut Schmitzberger und Hermann Mazurkiewicz sowie alle Interpreten des ersten Teils wie in einem Heurigenstüberl auf der Bühne einfanden und einander immer wieder abwechselten:

 

Peter Rosen startete mit "I hab ka Angst ums Weanaliad" und als Überraschung mit einem weiteren, aber unbekannten Kaderka-Lied, "Freude am Leben" (Kurt Steiner-Belfanti), um dann das Mikro an Erich Zib vom "Radio Wienerlied" weiterzugeben. Er brachte zwei heitere Lieder mit "Es müaßert für d'Menschen Ersatzteile geb'n" (Steup/Kaderka) und "I laß mi jetzt akupunktier'n" (Schipper/Kaderka). Ernst Franzan sang "Wann heut wo ausg'steckt is" (Josef Fiedler) und den "Paradeiser Marsch" (Andree/Kaderka). Und so ging es abwechslungsreich echt Wienerisch durch den ersten Teil des Abends mit vielen Liedern von Josef "Pepi" Kaderka, dessen 100. Geburtstags man auch gedachte. Zum Abschluß dieses Programmteiles wurde es dann herrlich böhmisch-schmalzig mit Herz-Schmerz und teilweise auch auf "Behmisch" gesungen mit Gerlinde Schmitzberger und dem Schmitzberger-Duo. Und je mehr sich dieser musikalische Teil dem Ende zuneigte, umso lustiger ging es auf der Bühne und im Saal zu. Alle Musiker und Interpreten sowie das Publikum sangen und schunkelten mit, auch Herbert Bäuml sang ein ganzes Lied mit böhmischem Text. Ja, es hat sich wieder einmal bewiesen, daß sich so manches Urahnenherz aus Böhmen in einigen von uns befindet.

 

Der zweite Teil begann mit den "16er Buam" Patrick Rutka und Klaus P. Steurer – die beiden sind "Stimmungsmacher par excellence", die mit viel Spaß, lustigen Liedern und perfektem musikalischem Können die Stimmung anheizen. Viele bekannte Lieder aus eigener Feder, eines köstlicher als das andere, brachten sie, darunter auch wieder ihren Erfolgshit mit dem Titel "Mei' Schatzerl is a Häuslfrau", zu dem Monika Khoury, wie zu vielen anderen auch, den Text geschrieben hat. Aber auch die Komposition von Rudi Koschelu mit dem vielversprechenden Titel "Aufreißer-Blues" stand auf dem Programm.

Nach einem kurzen Bühnenwechsel ging es dann mit den auch heuer bereits heiß erwarteten "3 Kolibris" in den dritten Teil des Programms. Wie auch schon die zwei vorhergegangenen Jahre wieder dabei: der "Alt-Kolibri mit der Samtstimme" Rudi Schaupp am Baß, Gerhard Heger, er war 15 Jahre bei Sänger bei den "Kolibris", und der Allroundmusiker Herbert Bäuml am Akkordeon. Man kann es in Worten gar nicht ausdrücken, was die drei geleistet und dargeboten haben haben. Es war einfach großartig. Gerhard Heger sang fast eineinhalb Stunden die schönsten Highlights aus Operetten, Musicals, deutschen Evergreens, Lieder von Paul Abraham und Fred Raimond, Walter Jurman und das "Ave Maria No Morro" von Herivelto Martins, einst gesungen von den "Los Paraguayos". Wie Gerhard Heger berichtete, hatte er einen dieser weltbekannten Gruppe selbst kennengelernt: Als derjenige einmal in Wien war, wurde Heger bei einer Veranstaltung von einer Dame gefragt, ob deren Begleiter ein Lied singen dürfe, was Heger gerne erlaubte und den die Stimme des fremden Sängers überwältigte. Dann erst stellte sich heraus, daß es sich um ein Bandmitglied der "Los Paraguayos" gehandelt hatte. Doch zurück auf die Schmelz:

 

Die "3 Kolibris" gingen weiter in ihrem Programm mit Heurigenpotpourris und, zum Gedenken an Kaderka, mit dem Lied "Hörts bei euch da g'fallts ma", das sie dreistimmig einstudiert hatten, und "A Glaserl mit an Henkel". Unbedingt erwähnenswert ist, daß es wieder ein neues Programm war und extra für den Schmelz-Auftritt mit (!) drei Proben! einstudiert worden war!

 

Ein separates bewunderndes "Danke", ohne die Leistung der anderen Interpreten schmälern zu wollen: Wo findet man so etwas noch heute in der Wienerlied-Szene? Die Gäste waren, genauso wie wir, von diesem Vortrag überwältigt! Ohne Pause, ohne einen Schluck Wasser, sang Gerhard Heger – makellos! Bereits mitten im Vortrag bekamen die drei etliche stehende Ovationen und die Zugaberufe und der Applaus waren schier endlos. So gab es auch noch drei Zugaben mit "My Way" (für Frank Sinatra getextet von Paul Anka "My Way" zur Melodie des französischen Chansons "Comme d'habitude"), "The End" (Jimmy Krondes und Sid Jacobson) und "Smile" (Charly Chaplin). Nach diesem fulminanten Abschluß ging dieser wunderschöne Abend zu Ende.

Nicht zuletzt; Wir gratulieren Rudi Schaupp zum heurigen 65jährigen Bühnenjubiläum! Ein danke gilt an dieser Stelle auch Manfred und Peter, die, wie jedes Jahr, auch heuer wieder großartig für den "Guten Ton" gesorgt hatten.

 

Teilnehmende KünstlerInnen:

  • Prof. Marika Sobotka, Gerhard Heger, Peter Rosen, Ernst Franzan, Erich Zib (vom Radio Wienerlied)
  • Schrammelduo Herbert Bäuml und Koschelu
  • Duo Helmut Schmitzberger und Hermann Mazurkiewicz
    als Gast: Gerlinde Fresmann-Schmitzberger
  • 16er Buam
  • Fortsetzung mit neuem Programm (3): Die 3 Kolibris mit Rudi Schaupp (Original-Kolibri mit Samtstimme am Bass), Gerhard Heger (Gesang und 15 Jahre bei den Kolibris) und als Gast Herbert Bäuml (Akkordeon und Gesang)

© Michael Mössmer